Die Dämfung - Das Herz des Laufschuhs

Wie oft fällt wohl im Laufshop der Satz: "Ich brache einen Laufschuh, der sehr gut dämpft"?
Dämpfung - was ist das eigentlich? Alle verwenden diesen physikalischen Begriff. Die meisten verwenden ihn - völlig unphysikalisch - als "angenehmes Gefühl beim Aufsetzen".
Doch die exakte Definition der Dämpfung im Laufschuh bedeutet:
Dämpfung - Vernichtung von Bewegungsenergie (durch Umwandlung in Wärme).
Wenn die im Boden eines Laufschuhs eingebauten Dämpfungselemente die vom Läufer erzeugte Bewegungsenergie vernichten, müßte doch die Antwort lauten:"Keine Dämpfung". Noch energiesparender wäre es, wie der Marathon-Olympiasieger von Rom 1960 Abbebe Bikila, in 2:15 h barfuß zu laufen, denn da spart der Läufer 5 % Energie.
Diese Forderung würde nicht nur den Aufschrei der gesamten Sportartikelindustrie nach sich ziehen, sie ist schon aufgrund der Klimabedingungen bei uns in Mitteleuropa nicht zu realisieren.
Die Forderung hinsichtlich des Dämpfungsverhaltens eines Laufschuhs lautet deshalb: "So wenig wie möglich, nur so viel wie unbedingt notwendig!" Aufgaben des Laufschuhs
Der Schuh muß
den Fuß einwandfrei führen
den (Knick-)Fuß stützen;
den Aufstzstoß dämpfen


Der Schuh darf nicht:
die Abrollbewegung und die Abdruckkraft des Fußes einschränken.
Der Schuh soll:
den Fuß gegen durchdrückende Steine, Schmutz un d Feuchtigkeit schützen.
Die meisten Läufer setzen mit der Außenkante der Ferse auf. Dann kippt der Fuß nach innen in die Stützphase. Je langsamer dies erfolgt, umso geringer sind die auf den Körper einwirkenden Stoßbelastungen. Dies wird sowohl durch den Aufbau des Schuhbodens als auch durch das Lauftempo beeinflußt. Die Kippbewegung nach innen wird aöls "Pronation" bezeichnet. Pronationswinkel von 0-5° sind "normal". Bei Winkeln von 3-5° ergibt sich eine gute Eigendämpfung des Fusses gegen die Stoßbelastung. Bei größeren Winkeln wird von Überpronation bzw. Knickfußstellung gesprochen, die auf Dauer zu Überlastungen in den Knie- und Hüftbereichen führen.

Damit das Elastizitätspotential in der Aufsetzphase optimal im Ober- und Unterschenkel entstehen kann, muß der Untergrund, d. h. der Laufschuhboden, ausreichend fest sein. Sind die im Dämpfungsbereich des Schuhbodens verwendeten Dämpfungselemente zu weich, wird der Spannungsaufbau vermindet oder sogar verhindert.
Entscheidend für das Lauftempo ist, dass die gesamte Abdruckkraft in einen Impuls für den nöächsten Laufschritt umgesetzt werden kann und nicht durch Dämpfungselemente im Vorfußbodenbereich des Schuhs vermindert wird.
Abdruckkräfte zu dämpfen, d. h. sie zu vermindern, ist aus physikalischer Sicht Unsinn, es kostet den Läufer Kraft und Zeit!
Dennoch baut eine ganze Branche aus verkaufsfördernden Gründen genau dort Luft-, Gel-, Wabenkissen etc. ein.


Das Argument, dass solche Dämpfungselemente für Vor- und Mittelfußläufer gut wären, ist ebenfalls nicht haltbar. Diese benötigen so etwas nicht, da sie aufgrundder anderen biomechanischen Hebelgesetze beim Aufsetzen über ausreichende körpereigene Dämpfungsmechanismus verfügen.
Die Dämpfungselemente im Vorfußbereich sind aufgrund der Werbung für "viel Dämpfung" zu einer Verkaufshilfe geworden, deshalb gibt es derzeit nur wenige Modelle, die dort keine Elemente haben.

Energy return

Eine Rückgabe der Stoßenergie, die der Körper beim Aufsetzen in den Aufsetzbereich des Schuhs abgibt, müßte im Schuhboden nach vorne in den Abdruckbereich geleitet werden, um wirksam zu sein. Für eine derartige Impulsweiterleitung gibt es bisher keine technische Lösung. Der Schuhboden ist als Dämpfungselement konstruiert und bewirkt das Gegenteil!

E= x*M*v2

Der Läufer belasten den Schuh beim Aufsetzen mit einer Energie (E), die sich aus ihrem Körpergewicht (M) und dem Quadrat des Bewegungstempos ergibt. (v).

Je höher das Lauftempo und je höher das Gewicht, desto fester bzw. stabiler (härter) muss der Schuh sein. Beim Kauf im Geschäft darf er sich nicht so weich anfühlen, wie es das Gefühl beim Stehen oder Gehen suggerieren will oder die Werbung empfiehlt.




aus Lex Laufexperten 2002