Der richtige Laufstil


"Der Tatsächlich wird das Thema Laufstil bzw. das "richtige" Abrollverhalten seit einiger Zeit recht kontrovers diskutiert. Manchmal nimmt die Diskussion fast "glaubenskriegartige" Züge an. Vielleicht gehen auch manchen einfach die Themen aus.... Ich glaube kein Urmensch und auch kein Kenianer macht sich darüber ernsthaft Gedanken. Wenn Sie abnehmen oder fit werden wollen, interessiert es weder ihr Herz, noch ihr Fettpolster, ob Sie Walken, Joggen, über Vorfuß oder Ferse laufen. Wie so oft, gibt es nur dann ganz einfache "Weisheiten", wenn man nicht genau hinschaut und differenziert.

Den richtigen Laufstil gibt es also eigentlich gar nicht! Es kommt eben darauf an, was man vor hat zu laufen, und wie das eigene "Fahrgestell" gebaut ist. Eine der ersten Fragen müßte also zunächst lauten: "Haben Sie irgenwo Schmerzen, oder was für einen Grund haben Sie denn den Laufstil umstellen zu wollen?" Wer beispielsweise Beschwerden an den Achillessehnen hat (und die nehmen scheinbar in den letzten Jahren relativ zu!), sollte sofort den Ballenlauf sein lassen. Dieses Aha-Erlebnis haben nicht wenige vorfußlaufende Teilnehmer in meinen Seminaren. Nach Umstellung auf Fersenlauf sind diese Beschwerden schlagartig vorbei.

Der Ballenlauf oder Vorfußlauf wirkt sicherlich leichter, eleganter. Man versucht "wie der Hirsch durch den Wald zu schweben". So oder ähnlich reisserische Formulierungen werden übrigens auch dazu benutzt diesen Stil zu propagieren. Dafür ist er aber nicht besser. Eigentlich braucht man ihn für den normalen Dauerlauf nicht. Um den Ballenlauf für schnelle kurze Wettkämpfe zu lernen, bedarf es allerdings einer langen Vorbereitung, denn ein schnelles Umstellen auf den Vorfußlauf überlastet die Waden und Achillessehnen. Wer also Einsteiger ist, möglicherweise sogar noch übergewichtig, sollte lieber über den ganzen Fuß abrollen. Beim Fersen- oder Rückfußlauf kann es allerdings zu einer Kippbewegung nach innen kommen (Knickfuß nach innen oder "Überpronation"), die die Gelenke ebenfalls stark belasten kann. Diese läßt sich allerdings meistens durch einen guten "Anti-Überpronations-Schuh" (im Fachgeschäft beraten lassen!) ausgleichen. Dafür muß man nicht gewaltsam auf dem Vorfuß laufen.

Zudem läuft auch in der Weltspitze beim Marathon so gut wie niemand auf dem Ballen! Beim Sprint und Mittelstreckenlauf hingegen ist der Vorfuß-(Ballen-)lauf normal. Wenn es also darum geht, ökonomisch zu laufen, ist der Fersenlauf zu empfehlen, wenn viel Kraft entfaltet werden muß, natürlich der Ballenlauf. Beim Zeitfahren legt der Radrennfahrer eine hohe Übersetzung ("das dicke Blatt") auf, bei einer langen Alpenetappe hingegen tritt er eine sehr hohe Frequenz und schnurt wie eine Nähmaschine. Der Mittelfußlauf steht gewissermaßen dazwischen und bildet einen guten Kompromiss. Wer beim Marathon versucht auf dem Ballen zu tänzeln macht ebenso einen Fehler wie jemand der versucht über die Fersen zu sprinten!





Text von der Seite von Herbert Steffny 01.07.2003 www.herbertsteffny.via.t-online.de